Mittwoch, 8. Juni 2011

Last night down by the grave

Habe ich Angst vor meinem Glück?

Seit einigen Wochen beschäftigt mich ein Gefühl der Angst mit zuckerwattigem Geschmack. Es bestimmt noch nicht meinen Tag, aber wenn ich nach draußen seh und die Natur in all ihrer Pracht mir immer wieder zeigt, wie klein und unbedeutend ich bin, dann lässt mich das nicht mehr wirklich kalt. Im Gegenteil, ich denke an Molekularstrukturen und den Tanz der Atome, an Popmusik und Melodien aus so genannten Ohrwürmern, die bleiben dann erstmal da und ich trag sie mit mir rum. Und das lenkt mich dann immer wieder ab, wenn ich mich der Angst stellen will und einen Schritt in Richtung meines Glücks zu tun. Was hält mich davon ab, einfach mal wirklich was in die Waagschale zu werfen, was zu riskieren, so wie ich es früher getan hätte...
Hat die Zeit in der angepassten Dunkelheit des Zwielichts verweichlicht? Hat das Alleinesein mich satt gemacht, zufrieden überhaupt zu existieren? Oder ist es wie so oft, die Angst vor der eigenen Courage? Deute ich Zeichen, die keine sind als dunkle Omen, einfach aus Reflex, weil ich den Glauben an das Gute verloren habe? Bin ich am Ende mir selbst unliebsam geworden? Vertraue ich nicht mehr dem, was ich fühle? Fühle ich überhaupt etwas, oder ist schon das der Beginn der Illusion aus der meine ganze Existenz besteht? Brauche ich erst das Bedrückende, das Ausweglose bevor ich mein Schneckenhaus verlasse um vielleicht mal wieder eine Blume zu finden, die ein wenig Grün in meine graue Welt bringt?

Wenn ein Mensch zuhause sitzt und erst am Computer beginnt einen Brief an jemanden zu verfassen, in dem er sich selbst immer wieder versucht auszureden weiterzuschreiben, dann seinen ganzen Mut in eine kleine Kiste packt und diese dann schultert um nicht am Ziel ankommen zu können, einen weiteren Brief handschriftlich nicht zu Ende schreibt, weil er eine rauchen will, um dann eine lange SMS zu verfassen, die er nicht abschicken kann, weil ihn irgendetwas lähmt und er das schon weiß, bevor er beginnt zu tippen, wenn er jemanden anruft und sich abwimmeln lässt, was hat dieser Mensch für ein Problem? Fehlendes Selbstbewusstsein? Angst vor Zurückweisung? Panik davor, dass Geschichte sich wiederholt? Oder einfach nur Feigheit?

Wem stell ich diese Fragen, es ist niemand da, der sie beantwortet, weil niemand weiß worum es geht und niemand weiß, dass ich sie stelle?
Ich stelle sie denen, die ich beerdigt habe, bevor ich ihnen ein Leben gewährte, denen die ohne mich vielleicht jemand anderes wären, denen die mich inspirierten, denen die ich kannte, deren Wege sie vor unüberwindbare Hindernisse stellten, die sie nie bewältigten, denen die sich davon machten, als sie sich diese Fragen stellten. Soviele Menschen sind schon gestorben, soviele hätten Leben können, wenn nur jemand ihre Fragen gehört hätte, die sie in finsterer Nacht in den wolkenverhangenen Himmel weinten. Ich hoffe, dass es euch da wo ihr seid besser geht und ihr könnt euch sicher sein, ihr müsst noch auf mich warten, denn ich werde meine Fragen beantworten, zur Not auch allein!

Aber beantwortet das die Eingangsfrage?
Habe ich Angst vor meinem Glück? Nein, definitiv nicht... keine Angst vor dem Glück, sondern vor seinem Gegenstück, dass irgendwann damit verknüpft ist, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, Glück ist eine vergängliche Ware, aber wenn man es sich nicht nimmt, zieht es weiter und sucht sich nen anderen Trottel, der es ergreift, ohne es vielleicht verdient zu haben. Das ist wieder diese Egotour... ich gönn ja jedem sein Glück aber für meins muss ich was tun, also sollte ich es anpacken!
Aber wie? Und versteckt sich dahinter vielleicht einmal mehr der Wolf im Schafspelz?... Nicht so skeptisch junger Krieger, wer nicht wagt, der nicht gewinnt...Das stimmt schon, aber... Aber hier nicht rum, du bist Glück, lebe es... So gesehen, ja gut! Aber jetzt? Ist sehr spät geworden... da war ja schon wieder ein "Aber", unterlasse er diese Zweifel! Just get your cup!... Okay, trotzdem ist es spät und morgen scheint auch wieder die Sonne... Das ist vollkommen richtig, ich trete dir morgen so dermaßen in den Arsch, wenn du dir dann nicht wenigstens ein Glückslos geholt hast, das Glück kommt von ganz allein, wenn man sich darauf zu bewegt. Aber dazu, guck ich kann auch abern, was ich meine ist, dass man sich zuerst auf den Weg machen muss, bevor man die Streckenverhältnisse kennt. Und der Weg zum Glück ist nunmal nicht aus Rolltreppen und manchmal sehr steinig und hart, aber es lohnt ihn zu gehen, versprochen! Und morgen um diese Zeit will ich was positives hören und nicht so einen selbstzweiflerischen Schmarn. Die, die von uns gingen wären umsonst gestorben, wenn du es nicht mal langsam besser machst... Ok, versprochen!

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